Dienstag, 27. Juli 2010

Die Greifzange als Körperteil

Der Mensch ist ein Meister in der Erfindung und Benutzung von hilfreichen Werkzeugen. Aber hätten Sie gedacht, dass Hammer und Meißel für unser Gehirn zu einem Teil des Körpers werden, während wir sie benutzen?
Dass das menschliche Gehirn in der Lage ist, das Körperbild derart flexibel zu verändern wurde schon seit vielen Jahren vermutet. Jetzt gelang es Wissenschaftlern eines Forschungsinstituts im französischen Bron diese These durch einige einfache Experimente zu belegen.
Zunächst mussten 61 freiwillige Versuchspersonen mit einem Greifer in der Hand verschiedene Aktivitäten verrichten. Unter anderem sollten sie mit Hilfe des Werkzeugs ein kleines Metallkästchen hochheben. Anschließend mussten die Probanden einige Aktionen mit der bloßen Hand ausführen. Dabei wurde beobachtet, ob sich die Armbewegungen nach Ablegen des Greifers verändert hatten. Tatsächlich bewegten die Testpersonen ihren Arm jetzt ein wenig langsamer und in einem anderen Winkel als vorher, egal, ob sie mit der Hand Greifbewegungen machten oder auf eine bestimmte Stelle zeigten. Zusätzlich wurden die Teilnehmer der Studie vor und nach der Benutzung des Greifwerkzeugs am Ellenbogen und am Handgelenk berührt und sollten dann angeben, wie groß sie den Abstand zwischen beiden einschätzten. Dabei zeigte sich, dass der Abstand zwischen Ellenbogen und Handgelenk nach der Benutzung des Greifers größer eingeschätzt wurde als vorher.
Dieses Phänomen ließ sich etwa eine Viertelstunde lang feststellen. Da eine längere Beobachtungszeit in der Studie auch nicht vorgesehen war, ist zu vermuten, dass der Zustand sogar noch länger anhielt.
Die Forscher gehen davon aus, dass sich durch den Einsatz des Greifers die mechanischen Eigenschaften des Arms für das Gehirn verändert hatten. So konnten die Tests auf eindrückliche Weise belegen, dass das menschliche Gehirn ein Werkzeug als Bestandteil des Körpers ansieht und es in das Körperbild einbaut. „Diese Fähigkeit unserer Körperrepräsentation, sich funktionell so anzupassen, dass sie Werkzeuge eingliedert, ist unserer Ansicht nach die fundamentale Basis von komplexem Werkzeuggebrauch“, so das Fazit der Wissenschaftler.

Quelle: vak-newsletter April 2010

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