Samstag, 5. März 2016

Aus welchen Gründen sollten Firmen Weiterbildung bezahlen?


Topmanager von IBM sagten schon vor über 30 Jahren: Ein Unternehmen ist soviel wert wie das Knowhow seiner Mitarbeiter. Führungskräfte, die in die persönliche und fachliche Qualifikation ihrer Teammitglieder investieren, erhöhen somit den Unternehmenswert.

Heute denkt ein Viertel aller Mitarbeiter in deutschen Firmen über eine Kündigung nach. Welcher Unternehmer daher in die Qualifikation seiner Mitarbeiter investiert, der kann deren Bindung an sein Unternehmen fördern. 
Das habe ich schon vor bald 40 Jahren in den Unternehmen berücksichtigen dürfen (und müssen!), in denen ich 7 Jahre lang für die Mitarbeiterentwicklung und Weiterbildung in großen Unternehmen verantwortlich war. Obwohl diese Tatsache seit Jahrzehnten bekannt ist, wird sie dennoch leider immer noch sehr oft nicht beachtet.

Gründe dafür, dass so viele Arbeitnehmer kündigen wollen, gibt es viele: autoritärer Führungsstil, Chefs ohne Mitgefühl, Ärger mit Kollegen und Kunden, Mobbing, ungerecht empfundene Bezahlung, Angst vor Arbeitsplatzverlust, zu wenig Verantwortung und Entscheidungsbefugnis, unethisches Verhalten der Führung etc., etc.

Die häufigste Ursache jedoch klingt banal: Die Mitarbeiter sehen zu wenig oder gar keine Perspektiven für eine persönliche Weiterentwicklung und für beruflichen Aufstieg. Das betrifft besonders die besten Mitarbeiter, also die, welche man "eigentlich" auf keinen Fall verlieren möchte.

Obwohl die meisten Unternehmen nur so viel wert sind wie das Knowhow ihrer Mitarbeiter, betrachten unbegreiflicherweise immer noch viele Arbeitgeber Weiterbildung nur als Kostenfaktor – anstatt sie als Investition in die Menschen und damit in den Unternehmenswert zu erkennen. Das ist ein fataler Fehler, der in unserer Wissensgesellschaft das Überleben des Unternehmens gefährden kann, insbesondere bei Dienstleistungs- und "Brainleistungs"-Firmen.

Grund für den Geiz mancher Chefs ist oft Angst. Viele Führungskräfte befürchten, dass sich besser qualifizierte Mitarbeiter eine neue Stelle außerhalb der derzeitigen Firma suchen könnten. Doch diese Angst ist unbegründet, wenn den Mitarbeitern herausfordernde Aufgaben geboten werden, an denen sie weiter wachsen und reifen können.

Selbst wenn sich ein Mitarbeiter auf Dauer selbständig machen will, wird er deutlich länger im Unternehmen bleiben, wenn er hier für seine spätere berufliche Zukunft noch Wesentliches lernen kann, als wenn er merkt, dass man ihm keinen Qualifikationszuwachs durch Weiterbildung mehr gönnt. Sollte er Letzteres empfinden, dann ist es von der inneren Kündigung nicht mehr weit bis zur tatsächlichen Kündigung.

Kostenübernahme ist ein gängiger Weg, um Weiterbildungswillige mehr mit dem Unternehmen zu verbinden. Wer geht schon freiwillig von dort weg, wo er intensiv gefördert und gefordert wird?
Für mehrjährige, nebenberufliche Weiterbildungen können ja außerdem auch mehrere Jahre "Bindung an die Firma" vereinbart werden. Wer sich zu seinen Mitarbeitern fair verhält, zu dem verhalten sich auch die dankbaren Mitarbeiter fair. Wer hingegen klammert, verliert die Selbstbewussten, Mutigen und Wertvollen ganz schnell.

Werden den Spitzenkräften nach erfolgreichem Abschluss einer Qualifizierung Aufstiegsmöglichkeiten in Aussicht gestellt, stärkt das den Willen, in der Firma zu bleiben meist erheblich. Auch eine erfolgsabhängige Gehaltserhöhung ist ein Anreiz zu bleiben und das erworbene Knowhow ins Unternehmen einzubringen.

Viel zu wenig genutzt wird auch die Chance, Mitarbeiter nach einer Fortbildung zum Multiplikator ihres neu erworbenen Wissens zu machen, indem sie sofort den Kollegen ihr neues Knowhow im innerbetrieblichen Unterricht weitergeben. Da dies für den Mitarbeiter ja auch ein wichtiger Pluspunkt im Ansehen bei den Kollegen ist, würde dies sicher in den meisten Fällen eine zusätzliche Motivation fördern.

In vielen Fällen wird auch die Vereinbarung "Übernahme der Qualifizierungsgebühren bei (zumindest teilweisem) Lehrgang in der Freizeit" gern angenommen. Ich habe in fünfunddreißig Jahren Trainings bei kleineren und mittelständischen Firmen regelmäßig erlebt, dass die Seminare gern von Freitag bis Sonntagnachmittag oder von Donnerstag bis Samstagabend durchgeführt wurden.
Das hatte den Vorteil, dass alle Kunden (oder bei Führungskräften alle Mitarbeiter) auch während der Woche gut betreut werden konnten, und zugleich, dass sich während der Schulungszeit nicht zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch sammeln konnte.
Wer Weiterbildung für teuer hält, der kann es ja mal ohne versuchen. Die teuerste Weiterbildung ist, keine zu haben!

Denn Weiterbildung lohnt sich immer und das Geld für die Weiterbildung kann ja als betriebliche Ausgabe von der Steuer abgesetzt werden. Und auf einen Zuschuss zur Weiterbildung fällt auch keine Sozialversicherungsabgabe an. Bezahlte Weiterbildung ist also günstiger als eine Gehaltserhöhung. Und letztere ist in der Regel nicht reversibel, muss also auf Dauer bezahlt werden!

Wer vorher mit seinem Mitarbeiter ausführlich über die geplante Weiterbildung spricht, bringt diesen auch dazu, sich vorher mit potenziellen Hürden auseinander zu setzen. Das mindert die Gefahr eines Abbruchs der Weiterbildung.

Bitte beachten Sie auch noch diesen wichtigen Aspekt:

Unternehmer, die sich dafür entscheiden, ihren Mitarbeitern die regelmäßige Weiterbildung zu finanzieren, bekommen kostenfrei einen entscheidenden und auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt wichtigen Imagegewinn für das Unternehmen dazu.
Lehrgangsabsolventen fungieren als Aushängeschilder ihrer Firma und spornen die Kollegen an, sich ebenfalls anzustrengen, um zu lernen und besser zu werden im Beruf.

Mehr dazu lesen Sie auf www.RAS-Training.de

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